von Dr. Alexander Bode
„Unternehmen sind Soziale Gebilde“, dieser Satz meines Professors in der ersten BWL-Vorlesung ist mir bis heute haften geblieben. Sozial ist daran der Faktor Mensch. Das Zitat bringt zum Ausdruck, dass sich eben nicht alle Teile des Unternehmens mit einem Algorithmus steuern lassen. Viele Menschen merken, die seit vielen Monaten im Homeoffice arbeiten, wie der soziale Kontakt und kommunikative Austausch fehlt. Es lässt sich nicht alles durch einen zweidimensionalen Video-Call ersetzen lässt. Dieses Gefühl eines Verlusts zeigt deutlich: es ist eine besondere Fähigkeit des Menschen, sich auf Basis emotionaler Intelligenz zu vernetzen.
Ich sehe als Vision eine digitale Welt („Smart Society“) in der sich Mensch und Maschinen in ihren Fähigkeiten ergänzen. Der Megatrend der Konnektivität zeigt, dass alles mit allem in einem Internet der Dinge verbunden sein wird. Dieses System funktioniert nur, wenn die Menschen ihre Fähigkeit zur Kooperation und emotionale Intelligenz für Entwicklung kreativer Ideen und Lösungen einsetzen. Auf dieser Basis können Algorithmen optimale Angebote berechnen oder automatisierte Produktionen steuern.
Wie gestalten wir die Arbeitsplätze der Zukunft?
Eine digitale Gesellschaft ist in der Lage, vorhandene Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Auf der einen Seite lernen wir, die neuen Technologien einzusetzen, auf der anderen Seite müssen Orte geschaffen werden, an denen genau die notwendigen kreativen, zwischenmenschlichen Prozesse zu immer neuen Innovationen führen. Diese Orte ermöglichen ein inspirierendes Zusammenspiel aus Technologie und Raum und sind immer auf die menschlichen Bedürfnisse ausgerichtet.
Konkret kann ich das für den Arbeitsplatz der Zukunft übersetzen: Wir verabschieden uns von unserem fertig eingerichteten Einzelbüro mit Wandkalender und Familienbildern auf dem Schreibtisch. Künftig werden wir immer genau dort arbeiten, wo die Arbeitsbedingungen auf unsere aktuellen Anforderungen und unsere eigenen Bedürfnisse ausgerichtet sind. Dazu werden wir viel mehr Räume der Begegnung und Zusammenarbeit haben, auch weit über die bestehenden Unternehmensgrenzen hinweg.
Ein Blick in unsere Innovationsdatenbank zeigt diesen Trend deutlich, von Arbeitsplätzen in der Natur, über Co-Working Räume in einem Pferdestall bis hin zu komplexen Anlagen, bei denen Leben, Arbeiten und Freizeitgestaltung unter einem Dach realisiert werden. Im Sinne einer „Sharing Economy“ wird die vorhandene Infrastruktur gemeinsam genutzt und damit gleichzeitig ein nachhaltiges Wirtschaften möglich.
Ich möchte diesen Gedanken am Beispiel von Co-Working im ländlichen Raum ausführen und werde am Ende des Artikels aufzeigen, wie Unternehmen heute schon davon profitieren können.
Co-Working als Zukunftsform des vernetzten Arbeitens
Der Corona-bedingte Lockdown hat viele Unternehmen erstmals mit den Herausforderungen des mobilen Arbeitens konfrontiert. Für viele vor einem Jahr noch unvorstellbar, ist das Homeoffice mittlerweile eine willkommene Abwechslung zum Büroalltag. Dank digitaler Anbindung an die IT-Infrastruktur und den mittlerweile nahezu selbstverständlichen Umgang mit Video-Konferenz Software ist die Anwesenheit in einem festen Büro gar nicht mehr an jedem Tag notwendig.
Basierend auf dieser Erfahrung kalkulieren viele Unternehmen für die Zukunft mit weniger festen Büro-Arbeitsplätzen als Mitarbeitern. Dennoch gibt es auch Widerstand gegen flächendeckendes Homeoffice. Vor allem der fehlende soziale Austausch im beruflichen Kontext wird hierbei bemängelt. Aus meiner Sicht gilt der Grundsatz, „Extreme sind nie gut“ und daher sollten Unternehmen künftig hinsichtlich des Arbeitsplatzes vielfältige Angebote schaffen, wollen sie weiterhin die besten Mitarbeiter*Innen für sich gewinnen.
Ein möglicher Lösungsansatz sind firmenübergreifende Co-Working Räume, die die Vorteile der unterschiedlichen Konzepte miteinander verbinden. Waren diese bislang eher hippe Anlaufstellen für Startups in Großstädten, entstehen immer mehr Co-Working Einrichtungen im ländlichen Raum. Das entscheidende Argument für Co-Working ist die Möglichkeit, ein beruflich-soziales Umfeld zu schaffen, ohne jeden Tag weite Strecken ins eigene Büro auf sich nehmen zu müssen. Gleichzeitig finden sich in den Arbeitsstätten der Zukunft unterschiedlichste Räume, die man je nach Arbeitssituation nutzen kann – vom konzentrierten Arbeiten ohne Störung, über Videokonferenzen bis hin zur kreativen Design-Thinking Session mit Kollegen von unterschiedlichen Unternehmen.
Sharing Economy: nutze die Ressourcen
Die Anbindung an die Kollegen in der Abteilung oder im aktuellen Projekt erfolgt über virtuelle Schnittstellen und gut ausgestattete Videokonferenz-Räume. Zusammengefasst bietet der Co-Working-Ansatz viele Vorteile im Sinne einer Sharing-Economy. Die vorhandenen Büro-Ressourcen werden optimal ausgenutzt, da jeder nur das in Anspruch nimmt, was er aktuell benötigt. Gleichzeitig werden die Metropolen entlastet, wenn viele Mitarbeiter*Innen in den umliegenden Regionen Anlaufstellen zum Co-Working nutzen und nur noch an einem oder zwei Tagen ins eigentliche Büro fahren.
Die BASF hat diese Chancen bereits für seinen Standort Ludwigshafen erkannt und das Programm „1.000 Satellites“ gestartet. Ziel ist es, 1.000 Mitarbeiter*Innen in der Rhein-Neckar Region auf regionale Co-Working Büros zu verteilen, um ihnen die angespannte Verkehrslage rund um Ludwigshafen zu ersparen. Weitere Unternehmen sollten diesem Beispiel folgen, schließlich ist dieser Ansatz nicht nur praktisch, sondern nachhaltig und schenkt den Mitarbeiter*Innen echte Lebenszeit.
Grenzen von Home und Office verschwimmen
Die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Menschen löst die Grenzen zwischen „Home“ und „Office“ auf. Für denjenigen, der das möchte, wird das Home zum „Hoffice“. Gleichzeitig gewinnt der so genannte „Third Place“ an Bedeutung. Dies sind zum Beispiel öffentliche Räume wie Restaurants, in denen ebenfalls gearbeitet werden kann.
In diesem Modell sind die Kreise entsprechend der aktuellen Arbeitsanforderungen und eigenen Bedürfnisse variabel. Es wird auch weiterhin Menschen geben, die gerne in ihrem eigentlichen Büro arbeiten, während andere die Vorzüge von Heimarbeit mit Arbeit in ihrem Lieblings-Café kombinieren und somit Transit-Zeiten deutlich reduzieren.
Es gibt in Zukunft nicht die eine Lösung, die für alle Mitarbeiter*Innen im Unternehmen passt. Das Modell zeigt somit nicht nur Chancen für die Unternehmen mit ihren Bürobeschäftigten auf, sondern bietet gleichzeitig neue Chancen für Dienstleister, die etwas zur Arbeitsraumgestaltung der Zukunft beitragen können. Ich denke hier zum Beispiel an Restaurants in Innenstädten oder an andere Orte wie Museen, die kreative Umgebungen schaffen.
Berufsbilder der Zukunft
Oftmals höre ich in Gesprächen zum Thema Co-Working das Argument, das sei nur etwas für privilegierte Menschen, die alle Arbeiten am Computer erledigen können. Das mag im Jahr 2020 zutreffen, für die Zukunft sehe ich das aber völlig anders. Es wird zunehmend immer neue Berufsbilder geben, die für ihre Arbeit nur noch eine gute IT-Infrastruktur benötigen.
Ein gutes Beispiel dafür sind ferngesteuerte LKW, die von Fahrern am Computer gesteuert werden. Oder Fabrikarbeiter in nahezu automatisierten Werken, die ihre Schicht zumindest in den Randzeiten per Smartphone steuern können.
Mit immer besserer Technologie, sind hierbei den Überlegungen keine Grenzen gesetzt. Gleichzeitig werden Berufe einfachster Tätigkeiten verschwinden und immer mehr Berufe entstehen, in denen die menschliche Kreativität gefordert ist. Dies ermöglicht wiederum neue Formen der Zusammenarbeit und hat heute schon spürbare Auswirkungen auf die Unternehmensorganisationen.
Wie können Sie als Unternehmen von diesem Trend profitieren?
Die Einrichtung neuer Arbeitsräume für die Mitarbeiter*Innen bietet den Unternehmen neue Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen:
Änderung der Unternehmenskultur hin zu mehr Offenheit und neuen Formen der Zusammenarbeit fördert die Kreativität
Bessere, auf die Arbeitsbedingungen abgestimmte Räume führt zu effizienterem Arbeiten und damit einer höheren Arbeitszufriedenheit
Attraktive Arbeitsumgebung wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung der Unternehmen im Markt aus und hilft bei der Gewinnung neuer Fachkräfte.
Unternehmen müssen weniger in eigene Infrastruktur investieren, sondern können gezielt die Räume anmieten, die sie für ihre aktuelle Belegschaft benötigen.
Neue Konzepte, vom Home Office in kleinen Containern bis hin zu Co-Working in Restaurants schaffen ganz neue Geschäftsmodell Ideen, vor allem für Branchen, die aktuell unter der Corona-bedingten Wirtschaftskrise besonders leiden.
Womit fangen Sie morgen an?
Der Weg hin zu einer völlig flexiblen Arbeitswelt ist geprägt durch kulturelle Veränderungsprozesse und benötigt ihre Zeit. Unternehmen sollten aber morgen beginnen, sich diese neue Welt zu erschließen:
Nutzen Sie die Erfahrungen der vergangenen Monate und erfassen sie die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter hinsichtlich der Nutzung von Homeoffice, unternehmenseigener Büros oder anderer Orte.
Analysieren sie, welche Mitarbeiter*Innen durch die Schaffung verteilter Arbeitsstätten zum Beispiel in ländlichen Co-Working Räumen am meisten profitieren würden.
Suchen sie den Kontakt zu anderen Unternehmen in ihrer Region, die Veränderung der Arbeitswelt lässt sich nicht allein bewältigen.
Schaffen Sie Räume in ihrem Bürogebäude für kreatives Arbeiten und Zusammenarbeit, die Sie sich ggf. mit anderen Unternehmen teilen und lassen sie ihre MitarbeiterInnen mitgestalten.
Lassen sie sich von unserem neuen Co-Working im Bahnhof Bickenbach inspirieren und vereinbaren Sie noch heute einen Besuchstermin.
Comentarios